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üben. Unter dem Könige stehen als die höchsten Staats-Beamten
die Minister, welche, wie der König, ihren Sitz in Berlin haben.
Unter den Ministern stehen für die Provinzen die Oberprästdenten
— unter diesen für die Regierungsbezirke die Regierungen — und
unter den Regierungen für die Kreise die Landräthe. Es giebt im
Staate 8 Minister, 11 Oberpräsidenten, 34 Regierungen und für
die sämmtlichen Kreise des Staates eben so viele Landrathe. Leicht
ist nun einzusehen, daß durch die große Zahl der Beamten und anderer
Veranstaltungen die Verwaltung des Staates sehr viel Geld kostet.
Zur Bestreitung dieser Kosten und somit zur Erhaltung der Ordnung,
des Rechtes, des Gesetzes, kurz zur Beförderung der allgemei-
nen Wohlfahrt ist jeder Staatsbürger verpflichtet, nach seinem
Vermögen Abgaben oder Steuern an den Staat zu entrichten.
Diese Steuern heißen Staats steuern und sind entweder 1. Grund-
steuern, die vom Grund und Boden, 2. Klassen- und Einkommen-
steuern, welche vom Vermögen oder Einkommen, oder 3. Gewerbe-
steuern, die von den einzelnen Gewerben erhoben werden. Jeder
brave Staatsbürger zahlt gerne die ihn treffenden Steuern und
ist auch sonst überall bereit, für die Wohlfahrt des ganzen Staates nach
Kräften mitzuwirken. Denn der Staat ist nächst der Familie und
Gemeinde die große Gesellschaft, in welcher Gott unsern Vätern
ihren Wirkungskreis angewiesen hat, in welcher sie mit ihren
Familien Schutz stnden für ihr Leben, ihre Ehre und ihre Habe —
er ist das Land, worin wir geboren worden, worin wir unsere
Kindheit verleben und für unsern dereinstigen Lebensberuf in so vielen
nützlichen Dingen unterrichtet werden: er ist unser Vaterland. Wie
sollten wir unser Vaterland durch die That nicht lieben!? — Jeder
aber, der sein Vaterland liebt, besitzt Vaterlandsliebe oder mit
einem fremden Worte: Patriotismus.
Der preußische Staat ist ein Theil von Deutschland, und die
Bewohner reden meistens die deutsche Sprache. Darum ist er
ein deutscher Staat, und seine Bewohner sind Deutsche.
Aus wie viel Provinzen bestellt das Königreich Preussen? — Wie heissen
sie? — In welcher Provinz wohnen wir? — In welchem Regierungsbezirk?
— In welchem Kreise ? — In welcher Gemeinde ? — Wie liegen die übrigen.
Provinzen von unserer heimathlichen Provinz? — Welche grenzen an unsere
Provinz und welche nicht? — Gieb die Grösse und Einwohnerzahl des Staates
an! — Wie heissen die bedeutendsten Gebirge des Staates? — Wo? — Wie
heisst das höchste Gebirge? — Gebet jetzt an, was ihr vom Thier-, Pflanzen-
und Mineralreich im Staate wisst! — An welche Seen grenzt der Staat? —
Wo? — Welche Provinzen haben viele Landseen? — Wie heissen die Haupt-
flüsse des Staates? — In welcher Richtung und durch welche Provinzen
Messen sie? — Wie heissen die Hauptstände der Bewohner des Staates? —
Wofür sorgt der Nährstand? — der Lehrstand? — der Wehrstand?
— Woraus besteht-die Armee? — Wo sind die Kriegshäfen der Marine? —
Jeder soll jetzt angeben, zu welchem Stande sein Vater gehört! — Wie heisst
unser König? — Wie heissen die höchsten Beamten für den ganzen Staat?
—'Für die Provinzen? — Für die Bezirke? — Für die Kreise? — Für die
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Preussen
Erster Abschnitt.
Das Vaterland — Deutschland
I. Die Staaten Deutschlands.
A. Der preußische Staat.
L Die Gemeinden.
Der Ort, in welchem wir wohnen, ist unser Wohnort. Wohnen
wir in einer Stadt, in einem Dorfe oder einem Weiler? — Die
Bewohner einer Stadt oder eines Dorfes und der dazu gehörenden
Weiler bilden zusammen eine bürgerliche Gemeinde. Die Menschen
haben sich zu Gemeinden vereinigt, um einer dem andern bester hel-
fen, Leistehen und sich so in einem großen Vereine dasjenige ver-
schaffen zu können, was dem einzelnen Menschen und einer einzelnen
Familie nicht möglich wäre. Z. B.? — Gegenseitige Hülfleistung
und Unterstützung ist also der Zweck der Gemeinde. So wie nun
aber in dem kleinsten Vereine, der Familie, der Vater dazu bestimmt
ist, die Angelegenheiten derselben ztt ordnen und zu besorgen, damit es
der Familie wohlergehe, so sind auch in der Gemeinde Personen an-
geordnet, welche dafür zu sorgen haben, daß der Zweck der Gemeinde
um so bester erreicht werde. Diese Personen sind der Bürgermeister
und der Gemeinderath. Der Bürgermeister verwaltet die Ge-
meindeangelegenheiten. Wo viele Menschen nahe zusammen woh-
nen, da muß für gute Ordnung gesorgt und darauf gesehen werden,
daß ein Mensch dem andern an seiner Person oder seinem Eigen-
thum keinen Schaden zufüge, daß keiner die Rechte des andern störe,
und jeder seine Pflicht thue. Hierfür sorgt der Bürgermeister. Er
sieht darauf, daß die Straßen gehörig gereinigt werden, daß jeder Leim
Verkaufe das gehörige Maaß und Gewicht gebrauche, und daß nie-
mand Eßwaaren verkaufe, welche verdorben und der Gesundheit schädlich
sind. Er wacht über die Sicherheit der Person und des Eigen-
thums, oder er handhabt die Polizei. Ein oder mehrere Polizei-
diener, Feldhüter und Nachtswächter sind ihm hierbei behülflich
und stehen unter seinem Befehle.
Alle öffentlichen Gebäude in der Gemeinde: die Kirche, die
Schule, das Rathhaus, das Vrandspritzenhaus, ferner die Ge-
meindewege, Brücken, Brunnen und Pumpen u. s. w. werden
auf Kosten der Gemeinde gebaut und unterhalten, und für die Ver-
pflegung der Armen und Waisen wird gesorgt. Hierzu ist aber
sehr viel Geld erforderlich, und deswegen muß jeder Einwohner der
Gemeinde nach seinem Vermögen Gemeinde» oder Kommunalsteuer
Harsters' Leselul für Obern. Slmunan-Ausgave. 1
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bezahlen. Der Kommunal-Empfänger ist dazu bestimmt, die Ge-
meindesteuer zu empfangen und die Gemeindekasse zu verwalten. Der
Bürgermeister, der Gemeinde-Empfänger, der Polizeidiener
u. s. w. haben ein Amt in der Gemeinde; sie sind Gemeinde-Beamte.
Jeder brave Einwohner der Gemeinde befolgt pünktlich die Anordnungen
der Gemeinde-Obrigkeit. Er bezahlt gerne die ihn treffende Gemeinde-
steuer und ist überall bereit, für das Gemeinwohl nach seinen Kräften
mitzuwirken; denn jeder gute Mensch freut sich darüber, wenn es allen
Gemeindegliedern wohlergeht. — In unserer Gemeinde wohnen_____
Menschen. —
Hat eine bürgerliche Gemeinde eine Kirche, so bildet sie auch
eine kirchliche Gemeinde oder eine Pfarre. Es giebt aber auch
bürgerliche Gemeinden, welche aus mehreren Pfarren bestehen. Die
Kirchengemeinden sind entweder katholische oder evangelische Ge-
meinden; an einigen Orten giebt es aber auch israelitische oder
jüdische Gemeinden, deren Kirchen Synagogen heißen. Jeder
Kirchengemeinde ist ein Pfarrer vorgesetzt. Der Pfarrer ist die
geistliche Obrigkeit in seiner Gemeinde. Er unterrichtet die Kinder
m der Religion, verkündigt Gottes Wort, hält den Gottesdienst,
spendet die Heilsmittel der Kirche, tröstet die Kranken und be-
gleitet die Todten zu ihrer Ruhestätte. — Jede Gemeinde hat gewöhn-
lich auch ihre eigene Schule mit' einem oder mehreren Lehrern. In
der Schule werden die Geisteskräfte der Kinder geweckt und ge-
übt. Durch Unterricht und Erziehung sollen sie hier zu guten
Menschen herangebildet werden. Kinder, welche ihre Jugendzeit gut
anwenden, durch regelmäßigen Schulbesuch, Fleiß und gutes
Betragen ihren Eltern und Lehrern Freude machen, werden der-
einst nichliche Mitgliederder bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde.
Die Jugend ist die Zeit der Saat,
Das Alter erntet Früchte,
Wer jung nicht, was er sollte, that,
Deß' Hoffnung wird zunichte. —
Den Fleiß belohnt die Ewigkeit;
Doch die verlor'ne Jugendzeit
Kann Gott nicht wiedergeben.
Wie heisst unser Wohnort? — In welcher bürgerlichen Gemeinde leben
wir? — In welcher kirchlichen Gemeinde? — Wer ist die Obrigkeit in der
bürgerlichen Gemeinde? — In der kirchlichen? — Welche Pflichten haben
wir gegen die Gemeinde-Obrigkeit? — Welche gegen die geistliche
Obrigkeit? — Was wisst ihr von der Entstehung unseres Wohnortes?
— Nennt die bedeutendsten Gebäude unseres Wohnortes! — Gebt an, nach
welcher Himmelsrichtung sie von unserer Schule liegen! — Wie führt die
Strasse an unserer Schule vorbei? — Von — nach! — Gebt die Richtung
der übrigen Strassen unseres Wohnortes an!
Zeichnet jetzt unsere Schule und die Haup tgebäude unseres Wohn-
ortes mit ! 1. die Strassen aber mit Linien auf eure Schiefertafeln! —
Schreibet auf, wie diese Gebäude von unserer Schule liegen und nach
weichen Bichtungen die Strassen führen t —
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
72
§ 32. Friedrich Wilhelm Hl
halt ward auf das einfachste eingerichtet; die Majestäten gaben ihre silbernen
und goldenen Geräte und ihre Schmucksachen hin, und so konnte die schwere
Kriegsschuld schon nach kurzer Zeit bezahlt werden. Dadurch wurde das
Land die drückende Einquartierung der Franzosen los, die nach den Frie-
densbedingungen bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in Preußen bleiben
sollte. — Der Preußische Staat war vor allem dadurch an den Rand des
Verderbens gekommen, daß der Bürger- und Bauernstand in stumpfer
Gleichgültigkeit gegen die Geschicke des Vaterlandes befangen war, und daß
dem ganzen Volke der ernste religiöse Sinn verloren gegangen war. „Weil
wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken", schrieb damals
die Königin Luise. Darum nahmen der König und Stein heilsame Ver-
besserungen vor, um im Volke eine regere Teilnahme am Ergehen des
Staates und einen sittlichen, religiösen und opferwilligen Geist zu erwecken.
Der Bauernstand war damals noch erbuntertänig, d. h. der Bauer
war nicht selber Besitzer von Grund und Boden; dieser gehörte dem Guts-
herrn, der an Abgaben und schweren Frondiensten meist soviel forderte,
daß der Bauer nur gerade das von dem Ertrage der Äcker behielt, was
er notwendig brauchte. Ohne Erlaubnis des Gutsherrn durfte der Bauer
seinen Wohnsitz nicht verlassen, seine Kinder kein Gewerbe erlernen lassen
und selbst nicht einmal heiraten. Diese Erbuntertänigkeit hob der
König auf. So wurde der Bauer freier Eigentümer seiner Äcker, an deren
Ertrag er seine Freude hatte.
Den Bürgern in den Städten gab der König 1808 eine Städte-
ordnung, durch die sie das Recht erhielten, aus ihrer Mitte Stadtverord-
nete zu wühlen. Diese erwählten wieder den Magistrat mit dem Bürger-
meister an der Spitze, doch bedurfte diese Wahl der Bestätigung der Regierung.
Auf diese Weise erlangten die Bürger Anteil an der Verwaltung des
städtischen Vermögens und der Stadtangelegenheiten.
Des Königs treuer Berater im Heerwesen war General Scharnhorst.
Auf seinen Rat wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Seit
dieser Zeit muß jeder Preuße, der körperlich kräftig ist, Soldat werden.
Die angeworbenen Fremdlinge im Heere wurden entlassen, die entehrenden
Strafen der Soldaten abgeschafft, und bald galt es für eine Ehre, des
Königs Rock zu tragen. — Da der König nicht mehr als 42000 Soldaten
halten durfte, so wurden die Rekruten schnell ausgebildet, dann entlassen
und andere eingezogen. Aber wenn der König rief, so mußten die Ent-
lassenen, die Landwehr, wiederum zu den Fahnen eilen.
Der Freiherr vom Stein erschien Napoleon bald gefährlich; darum
wurde er geächtet; doch gelang es ihm, nach Rußland zu entfliehen. Der
König aber regierte in Steins Sinne weiter, und bald trugen die Ver-
besserungen ihre Früchte: allerwürts regte sich die Vaterlandsliebe und der
Haß gegen die fremden Bedrücker. Fichte hielt an der neugegründeten
Üniversität zu Berlin seine zündenden „Reden an die deutsche Nation".
Der Turnvater Jahn stählte durch feine Turnerei die Kräfte von jung
und alt und nährte glühenden Franzosenhaß in den Herzen seiner Freunde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Jahn
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 42. Kaiser Wilhelm Ii.
93
wig-Holstein. Gott schenkte dem hohen Paare 7 Kinder, die zu der Eltern
und des Landes Freude herrlich gedeihen. Des Kronprinzen Geburt
(6. Mai 1882) rief in ganz Deutschland große Freude hervor. „Vier Kai-
ser!" jubelte man. Soldatenspiel ist der jüngern Prinzen liebste Beschäf-
tigung. Die älteren müssen fleißig lernen, exerzieren, turnen, reiten, schwim-
men und Schlittschuh laufen. Alter Sitte gemäß werden unsere Prinzen
mit dem 10. Jahre Offiziere, auch die älteren Prinzen sind es bereits.
Die Erziehung ihrer Kinder bereitet der Kaiserin hohe Freude, und auch
ihr Gemahl findet trotz seiner vielfachen Arbeiten Zeit, sich mit den
Prinzen zu beschäftigen. So führt die kaiserliche Familie ein trautes
Familienleben.
3. Seine Regierung trat er an im Trauerjahre 1888. 29 Jahre alt
bestieg er den Thron seiner Väter. Durch die schwerenschicksale war er in kurzer
Zeit zum ernsten Manne geworden. — Bald nach seinem Regierungsantritte
hielt er Ansprachen an die Mitglieder des deutschen Reichstages und
an die Abgeordneten des preußischen Volkes. Er gelobte: „Ich will
ein gerechter und milder Fürst sein; den Armen und Bedrängten will ich
helfen, den Frieden schirmen und die Wohlfahrt des Landes fördern!"
Und dies Gelübde hat er gehalten. Er hat weite und beschwerliche
Reisen unternommen an die Höfe der deutschen und der europäischen Für-
sten, um zu zeigen, daß er den Frieden wünscht, und überall hat er die
Herzen der Fürsten und der Völker gewonnen.
Aber unser Kaiser arbeitet auch fleißig an der Vervollkommnung des
Heeres und der Kriegsflotte. So sind die Waffen verbessert und neues,
rauchschwaches Pulver eingeführt worden. — Alljährlich nimmt der Kaiser teil
an mehreren Manövern. — 1890 erwarb er von der Königin von Eng-
land die deutsche Insel Helgoland. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde
1895 vollendet. — Er sorgt aber auch für den Frieden im Innern des
Landes. Mit allen Fürsten des Reiches lebt Kaiser Wilhelm Ii. im besten
Einvernehmen. Die von Wilhelm I. begonnene Gesetzgebung zu Gunsten
des arbeitenden Volkes hat er fortgesetzt durch Erlaß des Alters- und
Invaliden-Pensionsgesetzes, so daß jetzt der invalid (arbeitsun-
fähig) oder 70 Jahre alt gewordene Arbeiter seine Invaliden- oder Alters-
pension erhält. — Zur Kranken- und Invaliden- und Alterspensions-
kasse müssen zwar die Arbeiter Beiträge zahlen, dafür empfangen sie
die betreffenden Guttaten nicht als ein Almosen und dürfen in die
Vorstände der Kassen ihre Vertreter wählen, die dafür sorgen können,
daß den Arbeitern kein Unrecht geschehe. — Weit höher als die Beiträge
der Arbeiter sind die Zuschüsse, die das Reich und die Arbeitgeber zahlen.
— Die Negierung hat ferner durch Gesetze „die Zeit, die Dauer und die
Art der Arbeit so geregelt, daß die Gesundheit, die Sittlichkeit, die wirt-
schaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihre Gleichberechtigung gewahrt
bleiben". Solchen Schutz genießen die Arbeiter in keinem andern Staate.
— Leute mit geringem Einkommen zahlen in Preußen keine Staats-
steuer. Auch ist das Schulgeld in den Volksschulen aufgehoben
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I.
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
halt ward auf das einfachste eingerichtet; die Majestäten gaben ihre silbernen
und goldenen Geräte und ihre Schmucksachen hin, und so konnte die schwere
Kriegsschuld schon nach kurzer Zeit bezahlt werden. Dadurch wurde das
Land die drückende Einquartierung der Franzosen los, die nach den Frie-
densbedingungen bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in Preußen bleiben
sollte. — Der Preußische Staat war vor allem dadurch an den Rand des
Verderbens gekommen, daß der Bürger- und Bauernstand in stumpfer
Gleichgültigkeit gegen die Geschicke des Vaterlandes befangen war, und daß
dem ganzen Volke der ernste religiöse Sinn verloren gegangen war. „Weil
wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken", schrieb damals
die Königin Luise. Darum nahmen der König und Stein heilsame Ver-
besserungen vor, um im Volke eine regere Teilnahme am Ergehen des
Staates und einen sittlichen, religiösen und opferwilligen Geist zu erwecken.
Der Bauernstand war damals noch erbuntertänig, d. h. der Bauer
war nicht selber Besitzer von Grund und Boden; dieser gehörte dem Guts-
herrn, der an Abgaben und schweren Frondiensten meist soviel forderte,
daß der Bauer nur gerade das von dem Ertrage der Äcker behielt, was
er notwendig brauchte. Ohne Erlaubnis des Gutsherrn durfte der Bauer
seinen Wohnsitz nicht verlassen, seine Kinder kein Gewerbe erlernen lassen
und selbst nicht einmal heiraten. Diese Erbuntertänigkeit hob der
König auf. So wurde der Bauer freier Eigentümer seiner Äcker, an deren
Ertrag er seine Freude hatte.
Den Bürgern in den Städten gab der König 1808 eine Städte-
ordnung, durch die sie das Recht erhielten, aus ihrer Mitte Stadtverord-
nete zu wählen. Diese erwählten wieder den Magistrat mit dem Bürger-
meister an der Spitze, doch bedurfte diese Wahl der Bestätigung der Regierung.
Auf diese Weise erlangten die Bürger Anteil an der Verwaltung des
städtischen Vermögens und der Stadtangelegenheiten.
Des Königs treuer Berater im Heerwesen war General Scharnhorst.
Auf seinen Rat wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Seit
dieser Zeit muß jeder Preuße, der körperlich kräftig ist, Soldat werden.
Die angeworbenen Fremdlinge im Heere wurden entlassen, die entehrenden
Strafen der Soldaten abgeschafft, und bald galt es für eine Ehre, des
Königs Rock zu tragen. — Da der König nicht mehr als 42000 Soldaten
halten durfte, so wurden die Rekruten schnell ausgebildet, dann entlassen
und andere eingezogen. Aber wenn der König rief, so mußten die Ent-
lassenen, die Landwehr, wiederum zu den Fahnen eilen.
Der Freiherr vom Stein erschien Napoleon bald gefährlich; darum
wurde er geächtet; doch gelang es ihm, nach Rußland zu entfliehen. Der
König aber regierte in Steins Sinne weiter, und bald trugen die Ver-
besserungen ihre Früchte: allerwärts regte sich die Vaterlandsliebe und der
Haß gegen die fremden Bedrücker. Fichte hielt an der neugegründeten
Universität zu Berlin seine zündenden „Reden an die deutsche Nation".
Der Turnvater Jahn stählte durch seine Turnerei die Kräfte von jung
und alt und nährte glühenden Franzosenhaß in den Herzen seiner Freunde.
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72
§ 32. Friedrich Wilhelm Hl
halt ward auf das einfachste eingerichtet; die Majestäten gaben ihre silbernen und goldenen Geräte und ihre Schmucksachen hin, und so konnte die schwere Kriegsschuld schon nach kurzer Zeit bezahlt werden. Dadurch wurde das Land die drückende Einquartierung der Franzosen los, die nach den Friedensbedingungen bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in Preußen bleiben sollte. — Der Preußische Staat war vor allem dadurch an den Rand des Verderbens gekommen, daß der Bürger- und Bauernstand in stumpfer Gleichgültigkeit gegen die Geschicke des Vaterlandes befangen war, und daß dem ganzen Volke der ernste religiöse Sinn verloren gegangen war. „Weil wir von Gott abgefallen sind, darum sind wir gesunken", schrieb damals die Königin Luise. Darum nahmen der König und Stein heilsame Verbesserungen vor, um im Volke eine regere Teilnahme am Ergehen des Staates und einen sittlichen, religiösen und opferwilligen Geist zu erwecken.
Der Bauernstand war damals noch erbuntertänig, d. H. der Bauer war nicht selber Besitzer von Grund und Boden; dieser gehörte dem Gutsherrn, der an Abgaben und schweren Frondiensten meist soviel forderte, daß der Bauer nur gerade das von dem Ertrage der Äcker behielt, was er notwendig brauchte. Ohne Erlaubnis des Gutsherrn durfte der Bauer seinen Wohnsitz nicht verlassen, seine Kinder kein Gewerbe erlernen lassen und selbst nicht einmal heiraten. Diese Erbuntertänigkeit hob der König auf. So wurde der Bauer freier Eigentümer seiner Äcker, an deren Ertrag er seine Freude hatte.
Den Bürgern in den Städten gab der König 1808 eine Städteordnung, durch die sie das Recht erhielten, aus ihrer Mitte Stadtverordnete zu wählen. Diese erwählten wieder den Magistrat mit dem Bürgermeister an der Spitze, doch bedurfte diese Wahl der Bestätigung der Regierung. Auf diese Weise erlangten die Bürger Anteil an der Verwaltung des städtischen Vermögens und der Stadtangelegenheiten.
Des Königs treuer Berater im Heerwesen war General Scharnhorst. Auf seinen Rat wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Seit dieser Zeit muß jeder Preuße, der körperlich kräftig ist, Soldat werden. Die angeworbenen Fremdlinge im Heere wurden entlassen, die entehrenden Strafen der Soldaten abgeschafft, und bald galt es für eine Ehre, des Königs Rock zu tragen. — Da der König nicht mehr als 42000 Soldaten halten durfte, so wurden die Rekruten schnell ausgebildet, dann entlassen und andere eingezogen. Aber wenn der König rief, so mußten die Entlassenen, die Landwehr, wiederum zu den Fahnen eilen.
Der Freiherr vom Stein erschien Napoleon bald gefährlich; darum wurde er geächtet; doch gelang es ihm, nach Rußland zu entfliehen. Der König aber regierte in Steins Sinne weiter, und bald trugen die Verbesserungen ihre Früchte: allerwärts regte sich die Vaterlandsliebe und der Haß gegen die fremden Bedrücker. Fichte hielt an der neugegründeten Universität zu Berlin seine zündenden „Reden an die deutsche Nation". Der Turnvater Jahn stählte durch seine Turnerei die Kräfte von jung und alt und nährte glühenden Franzosenhaß in den Herzen seiner Freunde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Jahn
§ 42. Kaiser Wilhelm Ii.
93
wig-Holstein. Gott schenkte dem hohen Paare 7 Kinder, die zu der Eltern und des Landes Freude herrlich gedeihen. Des Kronprinzen Geburt (6. Mai 1882) rief in ganz Deutschland große Freude hervor. „Vier Kai-^ ser!" jubelte man. Soldatenspiel ist der jüngern Prinzen liebste Beschäftigung. Die älteren müssen fleißig lernen, exerzieren, turnen, reiten, schwimmen und Schlittschuh laufen. Alter Sitte gemäß werden unsere Prinzen mit dem 10. Jahre Offiziere, auch die älteren Prinzen find es bereits. Die Erziehung ihrer Kinder bereitet der Kaiserin hohe Freude, und auch ihr Gemahl findet trotz seiner vielfachen Arbeiten Zeit, sich mit den Prinzen zu beschäftigen. So führt die kaiserliche Familie ein trautes Familienleben.
3. Seine Regierung trat er an im Trauerjahre 1888. 29 Jahre alt bestieg er den Thron seiner Väter. Durch die schweren Schicksale war er in kurzer Zeit zum ernsten Manne geworden. — Bald nach seinem Regierungsantritte hielt er Ansprachen an die Mitglieder des deutschen Reichstages und an die Abgeordneten des preußischen Volkes. Er gelobte: „Ich will ein gerechter und milder Fürst sein; den Armen und Bedrängten will ich helfen, den Frieden schirmen und die Wohlfahrt des Landes fördern!"
Und dies Gelübde hat er gehalten. Er hat weite und beschwerliche Reisen unternommen an die Höfe der deutschen und der europäischen Fürsten, um zu zeigen, daß er den Frieden wünscht, und überall hat er die Herzen der Fürsten und der Völker gewonnen.
Aber unser Kaiser arbeitet auch fleißig an der Vervollkommnung des Heeres und der Kriegsflotte. So sind die Waffen verbessert und neues, rauchschwaches Pulver eingeführt worden. — Alljährlich nimmt der Kaiser teil an mehreren Manövern. — 1890 erwarb er von der Königin von England die deutsche Insel Helgoland. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde 1895 vollendet. — Er sorgt aber auch für den Frieden im Innern des Landes. Mit allen Fürsten des Reiches lebt Kaiser Wilhelm Ii. im besten Einvernehmen. Die von Wilhelm I. begonnene Gesetzgebung zu Gunsten des arbeitenden Volkes hat er fortgesetzt durch Erlaß des Alters- und Invaliden-Pensionsgesetzes, so daß jetzt der invalid (arbeitsunfähig) oder 70 Jahre alt gewordene Arbeiter seine Invaliden- oder Alterspension erhält. — Zur Kranken- und Invaliden- und Alterspensionskasse müssen zwar die Arbeiter Beiträge zahlen, dafür empfangen sie die betreffenden Guttaten nicht als ein Almosen und dürfen in die Vorstände der Kassen ihre Vertreter wählen, die dafür sorgen können, daß den Arbeitern kein Unrecht geschehe. — Weit höher als die Beiträge der Arbeiter sind die Zuschüsse, die das Reich und die Arbeitgeber zahlen.
— Die Regierung hat ferner durch Gesetze „die Zeit, die Dauer und die Art der Arbeit so geregelt, daß die Gesundheit, die Sittlichkeit, die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihre Gleichberechtigung gewahrt bleiben". Solchen Schutz genießen die Arbeiter in keinem andern Staate.
— Leute mit geringem Einkommen zahlen in Preußen keine Staats-steuer. Auch ist das Schulgeld in den Volksschulen aufgehoben
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Helgoland
I
Geschichte.
43
2. Die Fürsten und Die ttaisermacht. ^Ursprünglich besaßen die Kaiser viele
Landgüter und Bergwerke. Uber schon unter den Hohenstaufen waren die Uönigs-
güter durch fortgesetzte Belehnungen verschwunden, so daß die kaiserlichen Einnahmen
sehr abgenommen hatten, ver Uaiser vermochte ohne Einwilligung der Fürsten, die meist
ungern Heeresfolge leisteten, keinen Urieg zu führen; nur aus seine eigenen Lehnsleute
konnte er zählen. 5o war es ihm oft unmöglich, das Beich gegen äußere Feinde zu
schützen und den Frieden im Innern zu schirmen. Die mächtigsten Fürsten nahmen
sich das Becht, den Uaiser zu „küren" (wählen) und nannten sich „Kurfürsten". vor
der Wahl ließen sie sich aber erst allerlei Vorrechte versprechen. Km liebsten wählten sie
einen Fürsten, der wenig Land und Macht besaß, damit sie nicht von ihm zum Gehorsam
gezwungen werden konnten. Die Uaiser suchten nun dadurch Macht und Einfluß zu
bekommen, daß sie erledigte Beichslehen für sich und ihre eigene Familie behielten;
sie gründeten sich eine „hausmacht".
2. Der Kdel.
1. Entstehung der Adels. Vasallen und wohlhabende Freie dienten im Uriege
zu Hoffe; denn der Ueiterdienst galt für besonders vornehm. Die sächsischen und
fränkischen Uaiser förderten ihn, weil sie für die Uriege mit den Ungarn und die Züge
nach dem fernen Italien berittene Streiter brauchten. Um die Zahl der Ueiter zu
erhöhen, rüsteten die Uaiser, die großen Vasallen und die Bischöfe für den Uriegsdienst
zu Pferde auch ihre Beamten aus. Diese waren unfreien Itandes und dienten ihren
Herren an den Höfen und aus den Gütern. Kls Lohn wurde ihnen seit der Mitte des
12. Iahrhunderts Land zu Lehen überlassen. Da diese unfreien „Mannen" bald zu
großem Knsehen kamen, wurden auch arme Freie veranlaßt, bei großen Herren Dienste
zu nehmen. Bus den langen Uriegssahrten nach Italien und dem heiligen Lande ver-
schmolzen die freien Grundherren, die freien und die unfreien Mannen wegen ihres
gemeinsamen Beiterdienstes und der Gleichheit der Lebensweise zu einem neuen Itande,
dem Bitterst and e. Allmählich übernahmen die Bitter mit ihren Unechten ganz allein
den Heeresdienst, wenn ein unfreier vienstmann ein Gut von 5 Hufen Größe (ungefähr
60 ha) zu Lehen trug, hatte er einen Bitter und einen Unecht in das Feld zu stellen.
Bus 10 Hufen mußte ein Bitter mit zwei Unechten in den Urieg ziehen, auch wenn
das Land nicht Lehen, sondern freies Eigentum war. Kls die kleinen Lehen erblich wurden,
vererbte sich auch die Bitterwürde, und nur „Bitterbürtigen" durften Lehen gegeben werden.
Die freien Grundherren, die keinem Lehnsherrn zu Diensten verpflichtet waren, genossen
unter den Bittern größere Ehre und nannten sich „Freiherrn". Die Bitter, die ihre Lehen
unmittelbar vom Uaiser empfangen hatten, hießen Beichsritter. Zur Zeit der Ureuzzüge
fingen die Bitter an, ihren Vornamen den Bamen des Ortes beizufügen, wo sie ihre Lehen
hatten. Bus diese weise sind die jetzt noch üblichen adeligen Geschlechtsnamen entstanden.
2. Die Mitlerorden. Im heiligen Lande bildeten sich während der Kreuzzüge drei
Ritterorden, in denen Rittertum und Mönchtum miteinander vereinigt waren: die Iohanniter,
die Templer und die Oeutschritter. wer in sie eintreten wollte, mußte die Ritterwürde
besitzen und das Gelübde der Rrmut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. Zweck dieser
geistlichen Drden war die Bekämpfung der Ungläubigen, sowie die Pflege der Urmen und Kranken.
Z. Ritterliche Erziehung. Für den Uampf zu Bosse war beständige Waffen-
übung nötig. Daher erzog man den Unaben schon von Jugend an für den Bitter-
dienst. war er sieben Fahre alt, so brachte ihn der Vater an den Hof seines Lehns-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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I
Geschichte.
55
Ii. Rudolf von Habsburg 1273—1291.
1. Die Kötfendstijl. His nach dem Untergange der Hohenstaufen ausländische
Fürsten, die sich um Deutschland nicht kümmerten, die deutsche Krone trugen, und als Un-
ordnung und Gewalttaten überhand nahmen, forderten Geistliche und Städte die Wahl
eines neuen Kaisers. Die deutschen Fürsten aber waren mit dem rechtlosen Zustande
ganz einverstanden, weil sie sich an Ueichsgut ungehindert bereichern konnten. Schließlich
drohte der Papst, allein einen Kaiser einzusetzen. Da wählten die Fürsten den Grasen
Nudolf von Habsburg. Er war in der Schweiz reich begütert, gehörte aber nicht
zu den mächtigsten Landesherrn (Gedicht: Der Graf von Habsburg), vorher mußte
er überdies den Kurfürsten feierlich versprechen, bei wichtigen Ungelegenheiten sie
immer erst um ihren Kat und ihre Zustimmung zu fragen. Zeine Wahl verdankte
er besonders seinem Schwager, dem Burggrafen Friedrich Ul. von Nürnberg aus dem
Hause hohenzollern.
2. Rudolfs Person. Rudolf war ein willensstarker Herrscher, der bei allen
Dingen seinen eigenen Vorteil im Uuge behielt. Er war von hohem Wüchse, hatte
ein ernstes, blasses Gesicht und eine stark gebogene Nase. Eine gelehrte Bildung
war ihm nicht zuteil geworden. Er konnte nur deutsch sprechen und ließ auch seine
Briese und Urkunden gewöhnlich deutsch abfassen, vor der Kirche besaß Nudolf
tiefe Ehrfurcht, den Geistlichen erzeigte er häufig große Wohltaten. In seinem
Wesen war er einfach, im Essen und Trinken überaus mäßig. Zein unscheinbares
Gewand flickte er im Felde wohl selbst; auf Kriegszügen teilte er alle Unstrengungen
und Gefahren des Heeres. Bei dem Volke war er deshalb beliebt; von den fahren-
den Leuten wurde er aber wegen seiner Zparsamkeit vielfach in Liedern verhöhnt
(„und er gibt nichts!").
3. Rampf mit Ottokar von Böhmen. König Ottokar von Böhmen war
damals der mächtigste Fürst im Neiche und ein tüchtiger Kriegsheld. Während der
kaiserlosen Zeit hatte er die alte deutsche Ostmark (5. 23, e; Österreich, Zteiermark,
Kärnten und Krain) mit seinen Erbländern Böhmen und Währen eigenmächtig vereint.
Er wäre gern selbst deutscher Kaiser geworden und erkannte daher Nudolf, den er als
armen Grafen verspottete, nicht an; zur Krönung in Uachen war er nicht erschienen.
Uls der Kaiser die Neichsländer von ihm zurückforderte, gab er sie erst nach langem
Zögern heraus, von einer Zusammenkunft, zu der Ottokar mit großem prunk,
der Kaiser aber sehr einfach erschienen sein soll, ritt Ottokar voll Groll hinweg
und rüstete sich gegen Nudolf zum Kriege. Es kam zu der blutigen Schlacht
auf dem Marchfelde (1278), in der der Burggraf von Nürnberg die Sturmfahne
des Reiches trug. Der Kaiser blieb Zieger. Ottokar wurde gefangen genommen
und von einem Ritter, dessen verwandte er früher hatte hinrichten lassen, aus
Nache getötet.
4. Rudolf begründet die habsburgische haurmacht. Nudolf gab die frei-
gewordenen Neichslehen Österreich, Zteiermark und Krain mit Einwilligung der Kur-
fürsten seinen Zähnen und gründete damit die hausmacht der Habsburger. Er ver-
mehrte seinen Landbesitz auch noch dadurch, daß er seine Kinder mit reichen Fürstinnen
oder mächtigen Fürsten verheiratete. Zeine Nachkommen machten es wie er, so daß
das Zprichwort entstand: „Du glückliches Österreich, heirate!"
4 *
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Habsburg Graf_von_Habsburg Friedrich_Ul Friedrich Nürnberg Rudolfs_Person Rudolfs Rudolf Rudolf Rampf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar Burggraf_von_Nürnberg Zieger Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf